Um die Anforderungen und den Scope unseres Projektes weriter definieren zu könnenn wurden leitfadegestützte Interviews mit potentiellen Nutzer:innen und Stakeholdern durchgeführt. Ziel dieser Interviews war es potentielle Hindernisse und Barrieren zu identifizieren und die Relevanz unserer Problemstellung zu bestätigen.
Dazu wurden sechs Personen unterschiedlichen Alters und Geschlechts befragt, die entweder selbst unterschiedliche nicht-neurotypische Fähigkeiten haben und/oder mit Menschen mit nicht-neurotypischen Fähigkeiten arbeiten.
Person | Altersgruppe | Pronomen | hat folgende nicht-neurotypische Fähigkeiten | arbeitet mit/betreut Menschen mit | potentielle Rolle |
A | 18-24 Jahre | sie / ihr | ADHS | - | Nutzer:in |
B | 25-34 Jahre | sie / ihr | Posttraumatische Belastungsstörung | AD(H)S Bindungsstörung Angststörung weitere |
Nutzer:in Betreuer:in |
C | 35-50 Jahre | er / ihn | ADHS Autismus Spektrum Depressionen |
- | Nutzer:in |
D | 35-50 Jahre | er / ihn | Legasthenie | - | Nutzer:in |
E | über 50 Jahre | sie / ihr | - | unterschiedlichen kognitiven, geistigen und körperlichen Behinderungen | Betreuer:in |
F | 35-50 Jahre | keine | ADHS Hörschwäche |
- | Nutzer:in |
Um bereits erste allgemeine Daten und Informationen zu den Befragten zu bekommen, baten wir sie einen Kurzfragebogen auszufüllen. Die Interviews wurden entweder Remote oder persönlich durchgeführt. Der:die Interviewende stelle ein paar Fargen, die sich an unserem Leitfaden orientierten. Nach einem kurzen Einstieg lag der Fokus auf den Bereichen Barrieren im Alltag und Barrieren im ÖPNV, welche durch die Beschreibung spezifischer Senarien im ÖPNV ergänzt wurde. Zum Abschluss sollten unsere Interviepartner:innen noch etwas zum Gebrauch und Vertrauen in Software sagen. Während des kompletten Interviews sollten die Interviewpartner:innen möglichst frei von ihren persönlichen Erfahurngen berichten und alles erwähnen, was sie für wichtig hielten.
Während der Interviews wurden verschiedene Barrieren beschrieben und wie die Befragten mit diesen Situationen umgehen.
Barriere |
Beschreibung von Barriere, Ängsten und Gefühle | Lösungen und Hilfsmittel |
viele Menschen | Mentale Anstrengung, da zu viele Reize | Kopfhörer, um sich akustisch abzuschirmen |
Aufmerksamkeit & fehlender Fokus | Schwierigkeiten bei der Konzentration | Fokus kann durch Medikamente verstärkt werden |
wechselt häufig zwischen verschiedenen Themen | Menschen sollen darauf aufmerksam machen, wenn Gespräche zu durcheinander sind | |
genaue Planung nötig | Plötzliche Planänderungen führen zu sehr starken Stressituationen | checkt mehrmals (mehrere Tage), was alles notwendig ist um einen festern Termin sicher wahrnehmen zu kommen |
Planung, was kann wann gemacht werden, wie viel Aufwand steckt dahinter, wo ist das, wie komm ich dahin... stresst sich dadurch selbst | besser auf sich selbst achten und Grenzen setzen (sagen, wenn es zu viel ist; Pause machen; Atemübungen) | |
Vergesslichkeit | "Wo habe ich mein Handy (Schlüssel) hingelegt?" | nutzt Smartwatch (Tracker/Tags) zum finden |
Vergesslichkeit, wenn Dinge nur kurz angezeigt werden | Folien während einer Präsentation werden nur kurz gezeigt, D musste oft darum bitten die Folien zu bekommen und fühlt sich dadurch oft nicht ernstgenommen | Anderen Floien zur Verfügung stellen |
Lesen | lange Texte sind anstrengend | Screenreader können hilfreich sein |
wenn Texte als Bild in eine Nachricht eingefügt werden und deshalb nicht vom Screenreader vorgelesen werden können | darauf aufmerksam machen | |
Hörschwäche | Laute Umgebung sorgt für zusätzlichen Stress | neue Hörgeräte können in solchen Situationen individuell eingestellt werden |
Menschen drehen sich während des Gesprächs weg | darauf aufmerksam machen |
Barriere |
Beschreibung von Barriere, Ängsten und Gefühle | Lösungen und Hilfsmittel |
Fehlenden Kontrolle | Zug fällt aus, was zu einem Gefühl von Hilflosigkeit führt | checkt alles mehrfach und über verschiedene Apps |
Spontane Änderungen | Personen sind überfordert und manchmal orientierungslos | - |
Stressfaktor bei unbekannten Strecken | "Wann muss ich raus?" "Wo muss ich hin?" "Wie bekomme ich den Anschluss?" |
Strecke genau planen und ggf. vorher mit einer Begleitung abfahren |
Routenauswahl | Es werden viele sehr ähnliche Routen durch Navigationsapps vorgeschlagen. Die Auswahl ist zu groß, das kann überfordern | - |
Wohlbefinden im ÖPNV | Reizüberflutung durch zu viele Menschen, Geräuche, Gerüche | Abschirmung mit Musik;
Fahrten so planen, dass solche Situationen vermieden werden |
lange Zeit still zu sitzen fällt schwer | Ablenkung durch Spiele | |
Navigation |
Das Ishikawa-Diagramm fasst die wichitgsten Punkte und Einflüsse, die dazu führen, dass sich nicht-neurotypische Menschen im ÖPNV oft nicht wohlfühlen noch einmal zusammen.